Halstücher, Wimpel und die ukrainische Fahne – ein etwas ungewöhnlicher Anblick einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen bot sich in den letzten Tagen gelegentlich in Hameln.

Geradezu außergewöhnlich die Umstände: Hier fanden ukrainische Kinder und Jugendliche wieder zusammen, die der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar vergangenen Jahres buchstäblich in alle Winde verweht hatte: Maksym lebt inzwischen in Estland, Illia in Berlin, Roman und sein Bruder Maksym in Ungarn. Gruppenleiterin Tanja und ihre Tochter Masha sind nach Österreich geflüchtet, Kamila und Makar nach Paris. Und Platon und Sofiia haben in Hameln Zuflucht gefunden. Was für ein Wiedersehen! Nicht nur die Kinder und Jugendlichen waren glücklich, zwei Wochen wieder unbeschwert zusammensein zu können, auch die wenigen mitgereisten Mütter und die Gruppenleiterinnen fielen sich glücklich in die Arme.

Sie alle sind Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Stammes Scouts of Dnipro und kamen auf Einladung des Hamelner VCP-Stammes Florian Geyer zu einem gemeinsamen Friedens-Jamboree im Töneböncamp nach Hameln.

Der größte Teil der Gruppe lebt nach wie vor in Dnipro, der viertgrößten Stadt der Ukraine. Sie liegt nur einhundert Kilometer von der Frontlinie entfernt, fast täglich gibt es mehrfach Alarm. Die Schulen sind seit Kriegsbeginn geschlossen, Unterricht findet online statt – umso wichtiger sind die wöchentlichen Gruppenstunden für die Kinder und Jugendlichen. Eine deutsche Pfadfinderin verglich diese Situation mit ihrer Erfahrung der Corona-Lockdowns und konnte den Wunsch der Scouts gut verstehen, mal wieder eine Schule von innen zu sehen. Der wurde durch die Besichtigung des Viktoria-Luise-Gymnasiums erfüllt. Aber die Wimpel und Fahnen wurden unter anderem auch zu einem Besuch der Polizeiwache getragen, zum Klütturm, ins Museum zu einem Empfang durch Frau Bürgermeisterin Echtermann, auf den Lern- und Gedenkort Bückeberg, durch Bodenwerder, zum Pfadi-Gelände in der Ruschenschlucht, in den Friedenswald auf dem Riepen. Im Zeltlager gab es gemeinsame Spiele und Streiche sowie jede Menge Einblicke in die landesspezifische Pfadfindertradition und die Kultur, nicht zuletzt große Herausforderungen wie das Kochen des ukrainischen Eintopfes Borschtsch und das Formen von Teigtaschen, der traditionellen Wareniki.Was bleibt? Die Hoffnung auf eine glückliche Heimreise, der unbändige Wunsch nach einem Wiedersehen –  in Frieden in Dnipro!

 

 

Sigrun Hegenbarth-Eimer
(Stamm Florian Geyer Hameln)

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