Wie auch in den vergangenen Jahren stachen in diesen Osterferien wieder zahlreiche Pfadfinder*innen aus ganz Niedersachsen mit dem zweimastigen Gaffelschoner Ryvar in See.

Bild: Lisa Brühl

Nach einer Zugfahrt in die nördlichste Großstadt Deutschlands und einem halbstündigen Marsch durch die Flensburger Innenstadt erreichten wir schließlich die Ryvar – ein 40 Meter langes, 7 Meter breites, knallrotes Segelschiff, das für die kommenden sieben Tage unser Zuhause werden sollte.

 

 

Wir bezogen unsere ,,kuscheligen“ Kojen und ließen den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Nach einer ersten Einweisung zeigte uns der Matrose, wie man ein Segelschiff zum Fahren bringt. Dann war es so weit: Zum ersten Mal setzten wir die Segel. – Kurs auf Marina Minde, einen kleinen Hafen nahe Gråsten in Dänemark, den einige von uns beim Landgang erkundeten.

Bild: Lisa Brühl

Am folgenden Tag kehrte erstmals eine gewisse Routine ein. Während an Deck gesegelt, geredet und gesungen wurde, bereitete unter Deck das Küchenteam in der Messe – dem Hauptraum des Schiffs – das Essen vor.

 

 

 

Gegen Mittag verließen wir die Flensburger Förde und begaben uns auf die offene See – mit Kurs auf Søby auf der Insel Ærø, die wir gegen 17 Uhr erreichten.
Leider war dieser Abschnitt der Reise mit starkem Wellengang verbunden, was einigen nicht sehr gut bekam.

Doch auch ein Segelschiff fährt – zum Beispiel bei heiklen Manövern wie An- und Ablegen – mit Motorkraft, und dessen Tank ging langsam zur Neige. Deshalb beschloss der Kapitän, in Faaborg zu tanken und uns anschließend nach Lyø zu bringen – einer Insel mit etwa 4 Kilometern Durchmesser und lediglich rund 80 Einwohner*innen.

Sie beherbergt einige Felder, ein kleines Dorf, das unserem Bild eines skandinavischen Dorfes exakt entspricht, sowie den Hafen, an dem wir am Nachmittag anlegten.

Bild: Lisa Brühl

Auch wenn viel Wind gut für ein Segelschiff ist, war sich der Kapitän sicher, dass wir den vorhergesagten Wellengang von zwei Metern nicht gut vertragen würden.
Die Wettervorhersage bestätigte seine Einschätzung, weshalb wir beschlossen, einen Hafentag auf Lyø einzulegen.

 

 

 

Doch was macht man nun mit dem segelfreien Tag?
Man wandert! Wir beschlossen, einmal im Uhrzeigersinn die Insel zu umrunden.
Dieser Weg führte uns ostwärts am Strand entlang, südlich an der Steilküste vorbei und westwärts zu einem kleinen See, an dem wir ein wenig sangen.

 

Bild: Lisa Brühl

Schließlich kamen wir an Lyø By (dem zentral gelegenen Ort) vorbei, an einer Windmühle entlang zu den Klokkestenen – einem zwischen etwa 2700 bis 2000 p.u.c. (3500 und 2800 v. Chr.) entstandenen Dolmen, der seinen Namen dem glockenartigen Klang verdankt, der entsteht, wenn man mit einem Stein auf ihn schlägt.

 

 

Letztendlich kehrten wir durch einen Naturpark nordwärts zurück zum Schiff.

Da sich der Sturm über Nacht gelegt hatte und die Bedingungen wieder sicher waren, legten wir am nächsten Morgen in Richtung Deutschland ab – genau genommen nach Gelting Mole, einem Yachthafen am Festland.

Bild: Lisa Brühl

Die abendliche Einheit dieses Tages umfasste eine Singerunde bei Fackelschein – ein Klassiker, der auf keinem Lager fehlen darf.

Trotz der Gewissheit, dass sich die Fahrt dem Ende neigte, setzten wir am letzten vollständigen Tag noch einmal Segel – Kurs auf Marina Sonwik, einen ehemaligen Marinehafen der Marineschule Mürwik, der sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Yachthafen entwickelt hat.

In diesem wurden wir von einer vorbeifahrenden Übungsyacht touchiert, was uns allen einen kleinen Schrecken einjagte, jedoch kaum Schaden anrichtete.

Eine kleine Wanderung am Nachmittag führte uns durch wohl den seltsamsten Ort der Fahrt:
Einem Fahrrad- und Fußweg durch alte, verfallende Bunkeranlagen, umgeben von einem zwei Meter hohen, mit Stacheldraht versehenen Zaun, eingebettet in einen schmalen Waldstreifen entlang der Förde.

Am Abreisetag setzten wir noch über zum Museumshafen – dem Heimathafen der Ryvar.
Nach einem sehr gründlichen Aufräumen und Reinigen nahmen wir unsere Wanderrucksäcke und machten uns auf zum ZOB, von wo aus wir mit dem Schienenersatzverkehr durch Schleswig-Holstein nach Neumünster fuhren. Es war eine nicht besonders angenehme Fahrt.

Von Neumünster aus ging es weiter mit dem Zug nach Hamburg, der im Gegensatz zur Ersatzverbindung paradiesische Platzverhältnisse bot.

In Hamburg mussten wir uns leider bereits von der ersten Gruppe verabschieden, die in Richtung Jaderberg weiterreiste.

Die restliche Zugfahrt verlief – abgesehen von den typischen Verspätungen und Kuriositäten wie Menschen mit Gasmasken mitten im Zug – relativ reibungslos.

So beendeten wir, freudig zurückblickend, unsere Fahrt.

 

Gut Fahrt!
Daniel Simon
VCP Wolfenbüttel

Bild: Lisa Brühl

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